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I./1.1.: Anatomie der Niere und des Harnleiters
I./1.1.1.: Allgemeine Beschreibung
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Die Niere (ren, nephros) ist ein Paarorgan, liegt in der Bauchhöhle, dem Retroperitoneum. Man unterscheidet vordere (Facies anterior) und hintere Oberfläche (Facies posterior) sowie den oberflächenverbindenden, gewölbteren Margo lateralis und den senkrechteren Margo medialis. In der Mitte des letzteren befindet sich der Nierenhilus (Hilus renis). Der Margo medialis verzweigt sich um den Nierenhilus in das dickere Labium posterius und das grazilere Labium anterius. Die beiden Margos treffen sich im Polus superior et inferior renis.
I./1.1.2.: Fixierung der Niere und seine angehörenden Organe
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Die menschliche Niere hat typisch glatte Oberfläche, aber ist im Embryo- und Säuglingsalter den Lappen entsprechend brombeerenartig gegliedert (Ren lobatus). Diese Gliederung bleibt auch später bei mehreren Arten (z. B. Bären, Fischotter) erhalten. Die Nierenoberfläche ist durch für Eingeweiden typische starke, faserige Kapsel (Capsula fibrosa renis) bedeckt, die von außen durch die fettige Capsula adiposa renis und der äußersten Kapsel entsprechenden Fascia renis umgeben wird. Letztere gliedert sich in die Fascia prerenalis (Gerota) und retrorenalis (Zuckerkandl). Diese zwei Blätter vereinigen sich miteinander nur lateral, auf der Darmfläche der Seitenbauchwand und oben vor den Zwerchfellstielen, so bildet für beide Nieren eine Kapsel, in der Nebennieren, Aorta abdominalis und Vena cava inferior mit den dazugehörenden Nieren- und Nebennierengefäßen ebenso zu finden sind. Diese Kapsel bleibt zum Durchlassen der Blutgefäße und Harnleiter nach unten geöffnet.
Zwischen der Zuckerkandl-Fascia und der Fascia transversalis der die Bauchhöhle unterlegt liegt das dicke Corpus adiposum retrorenale, das keinen Teil der Capsula adiposa bildet .
Die drei Kapseln spielen an Befestigung der Nieren eine wichtige Rolle. Zwischen der faserigen Innerkapsel und der äußeren Fascia sind sog. Bindegewebenbänder ausgespannt, deren Gespanntheit durch die Capsula adiposa gesichert ist. Die Fascia renalis hingegen ist hinten an Fascia transversalis, vorne an Peritoneum parietale befestigt. Die Capsula fibrosa et adiposa renis zieht sich beim Nierentor in die Nierenbucht (Sinus renalis) hinüber.
Der Sinus renalis ist mit Fettgewebe ausgefüllt, und darin eingebettet liegen als Teil des Urinableitungssystems die kleinen und großen Kelche (Calices minores et majores renis), das Nierenbecken (Pelvis renalis seu Pyelon), umgeben von Ästen der Arteria et vena renalis (A. et v. interlobares) bzw. von Lymphgefäßen und vegetativen Nervenfasern .
I./1.1.3.: Die Urinableitungssystem der Niere
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In der menschlichen Niere mündet sich 3-4 Calices minores in einen Calix major. In der Niere befindet sich im Schnitt insgesamt 2-3 Calices majores und etwa 9-12 Calices minores. Große Kelche (gewöhnlich ein unterer und ein oberer) führen zur Pelvis renalis. Diese entspricht einem von vorne nach hinten plattgedrückten Sack, aber rundliche oder engere Rohrformen kommen auch nicht selten vor.
Der Harnleiter (Ureter) beginnt bei Pelvis renalis und kommt mit retroperitonalem Ablauf zur Harnblase (Vesica urinaria). Nach Ablauf unterscheidet man den unteren Bauchabschnitt (Pars abdominalis) und den Beckenabschnitt (Pars pelvina) des Ureters. Zwischen den beiden bildet die Arteria iliaca communis oder externa die Grenze. Der Ureter hat nicht an allen Stellen die gleiche Größe, sondern besitzt drei bekannte Verengungen. Die erste liegt beim pyeloureteralen Übergang, die zweite an der Grenze des Bauch- und Beckenabschnitts, die dritte beim Eintritt in die Harnblase.
I./1.1.4.: Die Blutversorgung der Niere und die angehörenden Organe
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Die Niere wird durch aus der Aorta abdominalis als gepaarter Eingeweidenast auf L1-Höhe austretender Aorta renalis versorgt, die sich oft schon vor dem Nierentor auf lobare Äste verzweigt. Es kommen auch neben ihnen, am Nierentor eintretende, aber aus der Aorta gesondert laufende akzessorische Arterien, weiters die Unteren oder Oberen Pol direkt erreichenden sog. polare Arterien vor. Unter letzteren kreuzt die untere den Ureter gewöhnlich von vorne und kann sich dadurch strangulieren.
Das venöse Blut strömt aus beiden Nieren durch die Vena renalis zur Vena cava inferior. Verglichen mit den Arterien laufen die Venen ein bisschen weiter unten vor ihnen. So kreuzt die linke Vena renalis die Aorta abdominalis. Diese nimmt, im Gegensatz zur rechten Nierenvena, auch zwei stärkere viszerale Äste auf: von oben die Vena suprarenalis sinistra, von unten die Vena ovarica seu testicularis sinistra. Blutversorgung des Ureters entspringt aus mit den Nachbarnorganen gemeinsamen Stämmen sowie aus der Arteria renalis, Arteria ovarica seu testicularis und Arteria iliaca communis und Arteria vesicalis inferior.
I./1.1.5.: Topographie der Nieren und des Ureters
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Die rechte Niere befindet sich gewöhnlich zwischen den LI-III Wirbeln, die linke hingegen ein halbes Segment höher, auf der Höhe zwischen dem Übergang des ThXII- und LI-Wirbels und dem LIII Wirbelkörper. Bei Frauen liegen Nieren typischerweise eine halbe Wirbelhöhe caudaler als bei Männern. An der vorderen Bauchwand wird die rechte Nierenprojektion durch den 12., die linke durch den 11. und 12. Rippen gekreuzt. Außerdem ändert sich die Position des Unter- und Oberepunktes der Nieren zwischen dem ThX- und LV-Wirbel. Der mediale Rand der Nieren reicht bis zur Rippenansatzlinie der Lendenwirbel, während die Position des lateralen Randes veränderlich ist und etwa bis zum Rand des Musculus quadratus lumborum reicht. Das Nierentor liegt auf LI-Wirbelhöhe.
Längsachse der beiden Nieren sind miteinander nicht parallel, ihre Oberpole konvergieren zueinander. So beträgt die Entfernung zwischen beiden Oberpolen 7cm im Schnitt, die zwischen den unteren 11 cm. Die Nierenoberflächen sind aus ihrer Position auf dem M. psoas major hinaus auch nicht parallel und bilden miteinander einen nach hinten geöffneten stumpfen Winkel, so sind die Hilen nach vorne und Medial gerichtet.
Infolge ihrer retroperitonealen Position berühren sich die Nieren von vorne mit dem Peritoneum parietale, von hinten mit dem M. psoas major und M. quadratus lumborum. Sie kommen direkt am Oberpol mit den Nebennieren in Kontakt, die von der Capsula adiposa umgeben sind. Die rechte Niere – teils mit Übermittlung der Nebenniere- berührt sich oben mit der viszeralen Oberfläche des rechten Leberlappens (Facies hepatica renis), vor dem Hilus mit absteigendem Teil des Zwölffingerdarms (Facies duodenalis renis), am unteren Drittel mit der Flexura Hepatica coli (Facies duodenalis renis) Zwei namenhafte Bauchfallbänder sind das Ligamentum hepatorenale et duodenorenale. Die vordere linke Leberoberfläche kommt am Oberpol mit dem Magen (Facies gastrica renis), am Unterpol mit der Flexura lienalis coli (Facies colica renis), am Nierentor mit dem Pankreas, davon lateral mit der Milz (Facies lienalis renis) ins enge topografische Verhältnis.
Nach Verlassen des Hilus biegt sich der Ureter sofort herunter und läuft den Unterpol fast berührend leicht in mediale Richtung zum Becken. Während des Ablaufs in der Bauchhöhle kreuzt er die Arteria et vena ovarica bzw. testicularis von hinten. Weiter nach unten, beim Beckendurchgang kreuzt er sich mit der Arteria iliaca communis an der rechten Seite und mit der Arteria iliaca externa, und dann mit der Arteria iliaca interna auf der linken Seite von vorne. Beide Ureter werden von vorne durch die Radix mesenterii gekreuzt. Beim Pars abdominalis et pelvina-Übergang hebt er das Bauchfell in Falte (Plica Douglasi). Im Beckenabschnitt kreuzt er bei Frauen die Arteria uterina von hinten, bei Männern den Ductus deferens. Die Harnblase betritt er von hinten-von der Seite, währenddessen berührt er sich bei Frauen mit dem seitlichen Scheidengewölbe (Fornix vaginae lateralis).
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