VI./1.4.: Die Projektionsbahnen

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Diese Bahnen stellen die Verbindung zwischen der Hirnrinde und der darunter liegenden grauen Substanz (Kerne) dar. Wegen der zerspreitzten Morfologie der zur relativ großen Kortexoberfläche ziehenden Fasermasse wird diese auch Corona radiata genannt. Unter den Projektionsfasern bzw. –bahnen werden einmal die kurzen Projektionsfasern zwischen Thalamus und Hirnrinde, zum anderen die langen Projektionsfasern zwischen Hirnrinde und der tiefer liegenden grauen Substanz (Rückenmark, Hirnstamm, Basalganglien) unterschieden. Unter denen gibt es sowohl aufsteigende (kortiopetale) als auch absteigende (kortikofugale) Fasern. Die Projektionsbahnen mit Ausnahme vom Fornix ziehen durch die Capsula interna.

Die kurzen Projektionsbahnen werden von den thalamokortikalen bzw. kortikothalamischen Fasern gebildet, die auch unter dem Namen Radiatio thalami erwähnt werden. Die Fasern dieser Radiatio thalami (die unten liegenden ausgenommen) bilden gleichzeitig den medialen Teil der Capsula interna und erreichen alle Hirnlappen. Laut ihrer Verlaufsrichtung unterscheidet man die zum Frontallappen ausstrahlenden Radiatio thalami anterior, zum Parietallappen die Radiatio thalami superior (media) und die Radiatio thalami posterior zum Occipitallappen. Die Fasern der Radiatio thalami inferior ziehen direkt zum Temporallappen.

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Eine der bedeutendsten unter den kurzen Projektionsbahnen ist die Sehstrahlung, Radiatio optica oder Gratiolet-Sehstrahlung. Ihre Fasern verlassen den Corpus geniculatum laterale (CGL) durch den hinteren Schenkel der Capsula interna, und nehmen die weiße Substanz des Parietal-, Temporal- und Occipitallappens so ein, daß sie gleichzeitig auch das Unter- bzw. Hinterhorn des Seitenventrikels eng umgeben. Ertsmal bilden die Fasern eine Schleife vor dem Unterhorn, dann ziehen diese weiter nach hinten neben und unter dem Cornu inferius seu temporale. Diese Schleife nennt man Meyer-Schleife. Die Fasern projizieren auf die Sehrinde (Area striata), die an der medialen Seite des Occipitallappens liegt den oberen und unteren Lippen des Sulcus calcarinus entsprechend (primäres, sekundäres und tertiäres Sehfeld; Brodmann-Areal 17, 18 und 19).

Die Ausstrahlung der Höhrbahn, die sog. Radiatio acustica befindet sich in der Nähe der vorigen, im hinteren, sublenticulären Teil der Capsula interna. Vom Corpus geniculatum mediale zieht es bogenförmig in der Frontalebene verlaufend zur Höhrrinde, zur Oberseite des Gyrus temporalis superior, zu den Gyri temporales transveri oder Heschl-Querwindungen.

Selbst der Fornix wird auch zu den kurzen Projektionsbahnen gerechnet.

Den größeren Teil der Capsula interna machen die etwas lateraler liegenden langen Projektionsbahnen aus, die durch den Hirnschenkel (Crus cerebri) weiterlaufen. Die Capsula interna zeigt an der horizotalen Schnittfläche vom Gehirn eine nach lateral offene „V”-Form. Demnach wird an ihr ein vorderer Schenkel (Crus anterius), ein hinterer Schenkel (Crus posterius) und zwischen denen eine Knie (Genu capsulae intenae) unterschieden. Die einzelnen Bahnen haben eine bestimmte Anordnung innerhalb der Capsula interna.

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Die langen Projektionsbahnen erreichen die kaudaler liegenden motorischen Kerne entweder direkt oder indirekt.

Die motorischen Kerne direkt erreichenden ziehen durch die Knie bzw. durch die benachbarten Teilen des vorderen und hinteren Schenkels der Capsula interna. Die kortikospinalen, kortikonuklearen und kortikobulbaren Bahnen gehören dieser Gruppe.

Die Fasern des Tractus corticospinalis verlaufen zum Rückenmark in der Pyramide genannten paarigen ventralen Vorwölbung des verlängerten Marks weiter. Laut einiger sind diese Fasern, die die primäre motorische Rinde mit den motorischen Kernen verbinden (Tractus corticospinalis und -bulbaris) nach dieser Pyramide, nach anderen Authoren aber wegen den Pyramidenzellen Pyramidenbahn genannt worden. Die meisten (~85%) von diesen Fasern steigen nach Kreuzung im kaudalen Teil der Medulla oblongata im kontralateralen Seitenstrang vom Rückenmark ab (Tractus corticospinalis cruciatus seu lateralis), soweit die übrigen (~15%) im ipsilateralen Vorderstrang absteigen, und werden erst im Rückenmark gekreuzt (Tractus corticospinalis directus seu ventralis). Auch innerhalb der Capsula interna kann man eine somatotopische Anordnung der Fasern beobachten: direkt hinter der Knie ziehen die Fasern vom Gesicht und von der oberen Extremität, gleich hinter diesem diejenigen vom Stamm, und erst hinter dem Tractus corticobulbaris kommen die Fasern der unteren Extremität dran.

Die Fasern der kortikobulbären Bahn liegen medialer im hinteren Schenkel der Capsula interna und enden an den Hirnnervenkernen des verlängerten Marks.

Die motorischen Fasern der kortikonukleären Bahn befinden sich direkt in der Knie der Capsula interna. Diese entspingen typischerweise nicht in der motorischen Rinde, sondern in den frontalen Augenfeldern, soweit die übrigen im Occipitallappen. Im Hirnstamm enden diese an den Augenmuskelkernen.

Den vorherigen gegenüber enden die Tractus corticostrialis, corticoreticularis und corticopontinus nicht direkt an den motorischen Kernen. Unter denen wird der Tractus corticopontinus in den medial der Pyramidenbahn liegenden Tractus frontopontinus (Arnold) und den lateralen Tractus temporooccipitopontinus (Türck) weiter unterteilt. Der erste liegt im vorderen, der zweite im hinteren Schenkel der Capsula interna. Ihre Fasern enden an den Nuclei pontis.

Laut den oben beschrieben ist es einfach zu verstehen, warum die Capsula interna eine besonders wichtige Stelle in der weißen Substanz einnimmt: hier werden die auf- und absteigenden Hirnbahnen zusammengefaßt bzw. verteilt. Weitgehend hat sie ein enges topographisches Verhältnis zum Kopf des Nucleus caudatus, zum Putamen und Globus pallidus des Linsenkerns und zum Thalamus. Der Corpus striatum hat seinen Namen eben von den das Putamen und den Caput nuclei caudati miteinander verbindenden grauen Streifen erhalten, dessen zwei Hauptteile durch den vorderen Schenkel der Capsula interna voneinander getrennt werden. Dahinter werden der Thalamus und der Linsenkern durch die Knie und den hinteren Schenkel der Capsula interna voneinander getrennt. Kaudaler wird die Capsula vom Crus cerebri fortgesetzt. Lateral vom Crus zieht der Tractus opticus, seitlich davon ein Teil des Temporallappens, der Gyrus parahippocampalis.

Denn sowohl die Capsula interna als auch das Crus cerebri besonders viele Bahnen bzw. Fasern in einem relativ kleinen Umfang beinhalten, kann auch eine kleinere Läsion - z. B. eine Blutversorgungsstörung - zu schwerwiegenden Folgen führen, weswegen hier kurz auch das Blutversorgungsschema dieser zusammengefaßt werden soll.

Der vordere Schenkel der Capsula interna kriegt praktisch die gleiche Blutversorgung als die benachbarten Basalganglien. Manche Äste stammen von der präkommunikanten oder A1 –Strecke der Arteria cerebri anterior, andere treten aus der Arteria recurrens Heubneri durch die Substantia perforata anterior ein, wodurch sie gewöhnlicherweise Äste vom postkommunikanten oder A2 –Abschnitt des vorherigen Gefäßstammes sind. Weitere Äste können auch aus dem anfänglichen, M1 – Segment der Arteria cerebri media abgehen.

Die Genu capsulae internae wird neben den vorherigen hauptsächlich durch Äste der Arteria choroidea anterior versorgt.

Zum hinteren Schenkel der Capsula interna gelingen die Äste aus der Arteria basilaris und dem präkommunikanten bzw. P1 –Segment der Arteria cerebri posterior. Der Crus cerebri wird neben diesen durch die Arteria cerebelli superior versorgt.

Zuletzt geändert: Wednesday, 19. February 2014, 11:40