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V./1.3.: Das hintere bzw. vertebrobasiläre Stromgebiet
V./1.3.1.: Die Aa. vertebrales
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Seinem Namen entsprechend diejenigen kaudaler liegenden Hirnstrukturen gehören hier, die von den zwei Arteriae vertebrales, die die hintere Schädelgrube durch das Foramen magnum erreichen, versorgt werden. Diese steigen beidseits von der Medulla oblongata in der Cisterna medullaris lateralis auf, und vereinigen sich zur Arteria basilaris etwa im Sulcus bulbopontinus an der Grenze von Medulla und Pons (vertebrobasiläre Junktion, VBJ). Oftmals ist die linksseitige Arteria vertebralis kräftiger (~40%). Nachdem dieses Gefäßsystem überwiegend den Hirnstamm, Kleinhirn und die occipitale Rinde zu versorgen hat, erfährt man von denen des vorderen Stromsgebietes abweichende Symptomen im Falle von Durchblutungsstörungen.
V./1.3.2.: Die wichtigsten Äste der Aa. vertebrales (des hinteren Stromgebietes) und derer Äste
V./1.3.2.1.: Die A. spinalis anterior
Die Arteria spinalis anterior entspringt als ein dünner Ast aus der Arteria vertebralis. Nach der Vereinigung mit der gegenseitigen Spinalarterie steigt ein einheitlicher Gefäßstamm an der Ventralseite vom Rückenmark in der Fissura mediana ventralis (anterior) ab.
V./1.3.2.2.: Die Aa. spinales posteriores
Die Arteriae spinales posteriores sind besonders dünne Gefäßäste der Arteria cerebelli posterior inferior.
V./1.3.2.3.: Die A. cerebelli posterior inferior (ACIP)
Die Arteria cerebelli posterior inferior (ACIP) entspringt regelmäßig aus der Arteria vertebralis, kann aber manchmal auch ein Ast der Arteria basilaris sein. Das Gefäß verläuft neben und hinter der Medulla oblongata bis in die Nähe der Kleinhirntonsillen. Inzwischen versorgen seine kleineren Äste die Medulla oblongata und die Oliva inferior, wonach sich das Gefäß in zwei größere Stämme, nämlich in den medialen und den posterolateralen Ast aufteilt. Der mediale versorgt den unteren Teil vom Vermis ca. bis zum Fastigium, soweit der posterolaterale die Tonsilla cerebelli und die ipsilaterale Kleinhirnhemisphäre („tonsillohemisphärischer Ast”). Beide Gefäße bilden Anastomosen mit den benachbarten Kleinhirnarterien, die diese im Falle einer Aplasie oder Hypoplasie vollständig vertreten können.
V./1.3.2.4.: Die A. basilaris (AB)
Die Arteria basilaris erstreckt sich in der Cisterna pontis mediana zwischen der vertebrobasilaren Junktion und der sog. vor dem Mesencephalon befindlichen Bifurcatio basilaris (Apex basilaris). Von der letzten treten ihre Endäste ab, nämlich die rechte und linke Arteria cerebri posterior. Mit zunehmendem Alter wird das ansonsten im Sulcus basilaris gerade aufsteigende Gefäß mehrfach gebogen und verläßt oftmals zur einen Seite den Sulcus. Die im weiteren dargestellten Äste sind an der Blutversorgung vom Hirn, Hirnstamm, Kleinhirn, Innenohr, Diencephalon und von den Basalganglien beteiligt.
V./1.3.2.4.1.: Rami ad pontem
Die Rami ad pontem sind zahlreiche kleine Gefäße (mediane und paramediane Äste) zur vorderen und lateralen Seite der Brücke (Rami circumferentes breves et longi).
V./1.3.2.4.2.: Die A. cerebelli anterior inferior (ACIA)
Die Arteria cerebelli anterior inferior (ACIA) entspringt meistens aus den kaudalen zwei Dritteln der Arteria basilaris separiert von der ACIP, selten aber mit dieser einen gemeinsamen Stamm bildend. Anfangs verläuft das Gefäß in der Cisterna pontis mediana, dann in der Cisterna pontis lateralis (Kleinhirnbrückenwinkel, „KHBW”) zum Kleinhirn. Hier spaltet es sich in medialen und lateralen Ast auf um das Kleinhirn zu versorgen, und bildet Anastomosen mit den zwei weiteren Arterien des Kleinhirns. Die Arteria des Innenohres, nämlich die Arteria labyrinthi(ca) entspringt nur selten aus der Arteria basilaris (~15%), tritt aber öfters von der Schleife („loop”) der ACIA aus, die auch in den inneren Gehörgang hineinragt.
V./1.3.2.4.3.: Die A. cerebelli superior (ACS)
Die Arteria cerebelli superior entspringt direkt unter der Bifurkation der Arteria basilaris im oberen Teil der Cisterna pontis mediana. Von hieraus tritt sie in die Cisterna ambiens über und verläuft weiter neben dem Mesencephalon bzw. der Pons zur Cisterna laminae tecti (Cisterna quadrigemina, Cisterna Galeni, Cisterna venae magnae cerebri). Ihr nebem dem Hirnstamm verlaufender Abschnitt ist mit dem Nervus trochlearis, der Vena basalis (Rosenthal), dem Brückenarm und dem Nervus trigeminus eng benachbart. Die Äste der ACS versorgen neben den benachbarten Hirnstammanteilen die oberen Teile der Kleinhirnhemisphären und vom Vermis, den mittleren und oberen Kleinhirnstiel, sowie den Gyrus dentatus.
V./1.3.2.4.4.: Die A. cerebri posterior (ACP)
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Die Arteria cerebri posterior ist der paarige Endast der Arteria basilaris. Die Arterie verläuft anfangs parallel der ACS, wobei der Nervi oculomotorii zwischen diesen zwei Gefäßen hervortreten. Der erste Abschnitt zwischen der Arteria basilaris und der Arteria communicans posterior wird in der klinischen Praxis als P1 – Segment erwähnt. Der nächste Gefäßabschnitt (P2) umgeht das Mesencephalon in der Cisterna ambiens und spaltet sich dann in seine Endäste hinter der Lamina tecti auf. Weitgehend spricht man auch über P3 – und P4 – Segmente auch. Die Äste der ACP werden als
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- kortikale,
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- zentrale (laut einigen Beschreibungen hintere thalamoperforante) und
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- ventrikuläre Äste eingeordnet.
1) Unter den kortikalen Ästen sind die meist bedeutenden die Arteria calcarina zur Sehrinde, die Arteria occipitotemporalis zur Basis des Temporal- und Occipitallappens, die Arteriae temporales inferiores zur Versorgung von Uncus, Hippocampus Formatio, sowie der inferomedialen Seite des Temporallappens, und die Arteria parietooccipitalis zur medialen Seite vom Occipital- und Parietallappen. Die aus der letzten entspringende Arteria pericallosa posterior verläuft vom Splenium dem Corpus callosum entlang, und versorgt neben diesem auch den Precuneus und das Lobulus paracentralis. Fehlt dieses Gefäß, so wird das Versorgungsgebiet von der Arteria pericallosa übernommen. Die aufgezählten kortikalen Äste der Arteria cerebri posterior bilden zahlreiche Anastomosen mit denen der Arteria cerebri anterior und media.
2) Die hinteren thalamoperforanten Gefäße entspringen aus dem kranialen Ende der Arteria basilaris, oder öfters aus dem ersten Abschnitt der Arteria cerebri posterior (P1). Einige von denen erreichen die Substantia nigra durch die Substantia perforata posterior, andere versorgen den Nucleus ruber, den unteren Teil vom Hypothalamus, die medialen und paraventrikulären Kerne vom Thalamus.
3) Der Plexus choroideus des dritten Ventrikels wird von zwei etwas größeren Gefäßen versorgt, nämlich von der Arteria choroidea posterior medialis und lateralis. Die mediale Arterie verläuft nach hinten in der Cisterna interpeduncularis und ambiens, und erreicht das Dach des Ventrikels von hinten, inzwischen gibt es auch einige Äste zum CGL und zum Pulvinar thalami ab. Die laterale entspringt etwas vor der medialen, dann parallel der Arteria choroidea anterior verlaufend tritt sie ins Cornu inferius des Seitenventrikels durch die Fissura choroidea ein, wo diese miteinander Anastomosen bilden.
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