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II./1.5.: Die Querschnittsanatomie des Gehirns
Für die Zwecke der anatomischen Orientierung sind meistens die Querschnitte in den Frontal- (koronal), Horizontal- (axial) und (Median)sagittalebenen, bzw. der sog. Flechsig-Schnitt ausreichend. Die bildgebenden Verfahren der klinischen Praxis operieren natürlich mit wesentlich mehr Scheiben in den genannten Schnittebenen. Hier werden nur die zur Erklärung der topographischen Anordnung der einzelnen anatomischen Strukturen benötigten frontalen und horizontalen Querschnitte dargestellt. Natürlich gibt es mehrere Wege auch aus anatomischem Hinsicht, durch die man zu den einzelnen Querschnitten kommen kann. Hier werden die Schnittebenen zu verschiedenen gut identifizierbaren Strukturen der Hirnoberfläche angepasst. Obwohl die Beschreibung der einzelnen Strukturen an ziemlich dicken (6-10 mm) Scheiben angegeben wird, stimmt die Topographie der Strukturen mit der von den Radiologen gesehenen gut überein.
Demnach werden hier in der Frontalebene die durch den Genu corporis callosi, die Lamina terminalis, Corpora mammillaria und den Corpus geniculatum laterale geführten Schnitte dargestellt.
An der Vorderseite der ersten Scheibe wird in der Mitte der Genu corporis callosi sichtbar; um diesen herum ziehen dem vorderen Teil der Radiatio corporis callosi entsprechend die kommissuralen Fasern der Forceps minor zur Hirnrinde. Das Gefäßpaar unter dem Corpus callosum entspricht dem postcommunicanten Abschnitt der beiden Arteriae cerebri anteriores und läuft auch über dem Balken weiter. Insgesammt werden diese Arteria pericallosa genannt.
An der Hinterseite dieser Scheibe werden die vorderen Enden der Cornua frontalia, zwischen denen die tiefen Fasern vom Genu bzw. das Septum pellucidum sichtbar. Die lateralen Wände der Seitenventrikel werden hier alleine vom Caput nuclei caudati gebildet.
An der Außenseite sind den drei Hirnseiten entsprechend die Gyri und Sulci gut zu identifizieren. An der Basis erscheint der Tractus olfactorius im Sulcus olfactorius.
An der Vorderseite der zweiten Scheibe erscheint über den frontalen Ventrikelhornen der Genu, unter denen das Rostrum corporis callosi, bzw. unter dem letzteren auch die Area subcallosa. Zwischen den Ventrikeln befinden sich die beiden Laminae septi pellucidi, und das Cavum septi pellucidi, dessen dilatierte Form auch als Cavum vergae erwähnt wird. In dieser Ebene kann auch die Arteria communicans anterior sichtbar werden. Lateral wird der Caput nuclei caudati mit dem äußeren Teil des Linsenkerns (Nucleus lentiformis), dem Putamen durch die den vorderen Schenkel der Capsula interna durchkehrenden grauen Streifen verbunden. Diese beiden grauen Kerne bilden zusammen den Corpus striatum. Seitlich vom Corpus striatum sieht man die Capsula externa, das Claustrum und die Capsula extrema. Lateral unten erscheint auch der Polus temporalis, der vom Lobus frontalis durch die Fissura lateralis cerebri getrennt wird. Dieser Teil vom Frontallappen entspricht der Pars opercularis des Gyrus frontalis inferior. In der Tiefe der Fissura erfährt man den Lobus insularis und die M1- und M2- Segmente und Äste der Arteria cerebri media.
Meistens an der Hinterseite der Scheibe erscheint die Lamina terminalis mit der Pars libera der beiden Columnae fornices. Zwischen denen zieht mit waagrechtem Verlauf vom einen zum anderen Riechhirn die Commissura anterior. Die Columnae und die Commissura bestimmen den sog. Recessus triangularis. Unter diesem folgt der Recessus opticus und das Chiasma opticum. Durch diese wird hier praktisch der Binnenraum des III. Ventrikels vertreten. Beidseits vom Chiasma kann von der Schnittebene abhängend auch die Arteria carotis interna getroffen werden. Der darüber liegende Hirnteil entspricht der Substantia perforata anterior. Seitlich erscheint die grauen Kerne ergänzend medial vom Putamen der Globus pallidus. Letztere kann gut abgrenzbar in Pars interna und externa gegliedert werden. Die Fossa lateralis cerebri erweitert sich nach oben, unter dem frontalen Operculum erscheint auch das Operculum temporale.
An der basalen Hälfte des dritten Schnittpräparates erkennt man das Tuber cinereum und den Recessus infundibuli, beidseits von denen auch den Tractus opticus. Seltener können auch die dünne Arteria choroidea anterior und die Arteria commmunicans posterior identifiziert werden. Der tropfenförmige Hohlraum vom Vorderhorn des Seitenventrikels wird von oben nach unten abgeflacht und wandelt sich zur transversal ausgedehnten Pars centralis (Cella media) um. Beim Übergang der zwei Ventrikelanteile erscheinen die Foramina interventricularia mit dem ins Dach des dritten Ventrikels übertretenden Plexus choroideus. Unter dem Adergflecht wird die vordere Kerngruppe vom Thalamus sichtbar. Die Seitenwand der Cella media wird vom Corpus nuclei caudati gebildet, zwischen diesem und der dorsalen Seite des Thalamus erscheint die Stria terminalis mit der Vena thalamostriata. Zwischen den beiden Cellae mediae hängt der Corpus fornicis herab, und der Plexus choroideus wird sichtbar. Die Teile des Linsenkerns können gut voneinander unterscheidet werden. In der weißen Substanz hinter dem Temporalpol erblickt man als irregulär-ovale Struktur den Corpus amygdaloideum. Medial von diesem sieht man schon den vorderen Teil des Gyrus parahippocampalis. Die Gyri und Sulci der Basal- bzw. konvexen Seite des Schläfenbeins sind auch gut zu erkennen.
An der vierten Scheibe werden die Corpora mammillaria am Boden des dritten Ventrikels sichtbar. Über diesen wird der Ventrikel durch die Massa intermedia (Adhesio interthalamica) zweigeteilt. An der Schnittfläche vom Thalamus kann die Lamina medullaris thalami beim Unterscheiden der medialen und lateralen Thalamuskerne hilfreich sein. Unter dem Thalamus erscheint der subthalamischer Kern (Nucleus subthalamicus Luysii), seitlich von ihm die Capsula interna, die als dickes Bündel ins Crus cerebri übergeht. Lateral von denen findet man den Tractus opticus. Die Cella media des Seitenventrikels wird hier besonders flach, und der Querschnitt vom Corpus nuclei caudati wesentlich kleiner. Zwischen den beiden Cellae wird der Corpus fornicis als Crura fornicis fortgesetzt. Die Crura sind durch die Commissura fornicis verbunden (Lyra Davidis, Psalterium, Commissura hippocampi). Die übrigen Teile des Querschnittes weisen keine wesentlichen Unterschiede an. Der Linsenkern wird ein wenig größer, seine Gliederung ist besser zu erkennen. Das Claustrum verdickt sich auch.
Wird der fünfte Schnitt durch den Corpus geniculatum laterale (CGL) geführt, kommt man zum hinteren Teil des dritten Ventrikels. Von der genauen Schnittebene abhängend kann die Commissura posterior und darüber eventuell die Commissura habenularum sichtbar werden. Selbst der Ventrikel wird von den kompakt erscheinenden Thalami begrenzt, über denen die ganz flachen Crura fornicis liegen. In der Seitenwand der Cella media wird die kleine, runde Cauda nuclei caudati sichtbar. Meistens kann man noch den hinteren Teil vom Claustrum erkennen. Unter den Thalami erscheint beidseits der Nucleus ruber, weiter kaudal die Substantia nigra. Letzte bildet die Grenze zwischen Tegmentum und Basis mesencephali, selbst zur Basis gehörend.
Die Crura cerebri grenzen an eine kleine Grube, die Fossa interpeduncularis. Die Substanz der Crura wird wegen dem beinahe senkrechten Verlauf des Hirnstammes in diejenige vom Pons scheinbar eingemischt. Seitlich vom Hirnstamm erkennt man an der mesialen Seite des Schläfenlappens über dem Gyrus parahippocampalis den Hippocampus im Unterhorn des Seitenventrikels. An seiner oberen Kante liegt die Fimbria hippocampi und ein kleiner Teil vom Plexus choroideus. Medialer über dem Unterhorn sitzt der –mit beliebter Analogie– reitsattelförmige Querschnitt des CGLs, lateral davon als Fortsetzung aus der Cella media das Ende vom Cauda nuclei caudati. Unten verursacht der basal verlaufende Sulcus collateralis eine Vorwölbung (Eminentia collateralis).
An der Hinterseite des Querschnittes sieht man meistens den Übergang von Fimbria hippocampi ins Crus fornicis, bzw. den vom Unterhorn in die Cella media. In diesem Ventrikelteil wird der verdickte Plexus choroideus Glomus choroideum genannt. Hinter dem dritten Ventrikel kann auch die Zirbeldrüse sichtbar werden, umgeben vom ausgeprägten Venennetz der Cisterna venae magnae cerebri.
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