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III./1.7.: Die Embryologie der Hirnhäute (Ontogenese)
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Die wichtigsten Momente der Hirnhautentwicklung finden während den ersten zwei Schwangerschaftsmonaten statt, eigentlich parallel der Entstehung der Hauptelemente vom Zentralnervensystem und dem knorpeligen-bindegewebigen Schädel und Wirbelkanal.
Am Anfang des Prozesses sammelt sich Mesoderm um dem Neuralrohr auf. Dieses ist um der Rückenmarksanlage dicker und wird segmentiert den Sklerotomen der Urwirbel (Somiten) entsprechend, um der Hirnanlage verbleibt es jedoch unsegmentiert und wird als Kopfmesoderm bezeichnet. Im Weiteren läuft der Differenzierungsvorgang erstmal immer ventral, dann lateral und letzendlich dorsal vom Neuralrohr ab.
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Um diesen genauer zu beschreiben hat man mehrere – miteinander teils überlappende – Theorien aufgestellt. Laut der einen wird die äußere, kräftigere Schicht vom Mesoderm, die gleichzeitig dicht der Anlage vom Wirbelkanal bzw. Hirnschädel anliegt, Ectomeninx, die innere, die direkten Kontakt zur Oberfläche des Neuralrohres hat Entomeninx genannt. Die ectomeningeale Schicht verwächst mit der Innenseite des entstehenden Wirbelkanals bzw. Hirnschädels, und kommt nach Auflösung des Gewebes zwischen ihrer Innen- und Außenfläche das Spatium ectomeningicum zustande. Bei der Wirbelsäule wird dieses zum Epiduralraum, und das hier anwesende Venennetz zum Plexus venosus vertebralis internus.
Somit wandelt sich die Außenseite der Ectomeninx zum Endorachium des Wirbelkanals, die Innenseite zur Dura mater spinalis um. Innerhalb des Hirnschädels bleiben diese Venen nur an bestimmten Orten vorhanden und bilden die Sinus durae matris. Dadurch findet man im Epiduralraum keine bedeutenden Venen, und die meisten Blutungen stammen deswegen aus den meningealen Arterien. Der Begriff vom „epidural” hat demnach in den spinalen und kranialen Regionen weder im anatomischen noch im klinischen Sinne des Wortes die gleiche Bedeutung.
Außer den Sinus durales verschmelzen die Blätter der Ectomeninx, und bilden die einheitliche Dura mater secundaria. Jedoch kann das frühere Vorhandesein vom Spatium ectomeningicum auch durch diejenige Erfahrung unterstützt werden, daß die Dura sich z.B. während neurochirurgischen Eingriffen mit sorgfältiger Präparation in zwei Blätter trennen läßt. Die weichen Hirnhäute sind laut der selben Theorie Abkömmlinge der Entomeninx, und das Spatium leptomeningicum d.h. das spätere Spatium subarachnoideale soll dadurch nach Entstehung von kleineren Hohlräumen in der Entomeninx zustandekommen.
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Laut einer anderen Theorie lockert sich das verdickte Bindegewebe erstmal sulzenartig auf. Die Innenseite dieser Substanz gerät in Kontakt mit dem Neuralrohr und dient der Anlage von Pia mater, die auf diese Weise als erste unter den Hirnhäuten entstehen würde. Der verbliebene dicke, äußere Anteil vom sulzenartigen Bindegewebe gibt einem gemeinsamen Dura – Arachnoidea Blatt den Ursprung. Dieses verwächst aber mit der Innenseite des Wirbelkanals nicht, stattdessen entsteht durch Verfettung und Gefäßbildung zwischen ihm und dem späteren Endorachium der Plexus venosus vertebralis internus und das Spatium epidurale. Dasselbe Dura – Arachnoidea Blatt verwächst aber mit dem Schädel, und die Sinus durae matris entstehen innerhalb diesem.
Die Arachnoidea entsteht erst später durch Ablösung von der Dura mater. Diese Behauptung unterstützt jedenfalls die Existenz vom Dura – Arachoidea Kontakt durch zarte Fasern, die später Dura – Arachnoidea Interface benannt wurden. Das Cavum subarachnoideale primitivum entsteht durch Höhlenbildung vom sulzenartigen Gewebe zwischen dem pialen und dem Dura – Arachnoidea Blatt, und wird durch Zugrundegehen der anfangs in großer Anzahl vorhandenen arachnoidealen Trabekel zum endgültigen Cavum subarachnoideale bzw. Zisternensystem umgewandelt. Interessanterweise beträgt gegen Ausbildung des primitiven Subarachnoidalraumes die Kopf-Scheitel Länge vom Fetus kaum mehr als 2 (!) zentimeter. Das Cavum subdurale erscheint dagegen erst später, während der zweiten Hälfte der Schwangerschaft.
Im Wesentlichen beschreiben also die zwei oben dargestellten Theorien sehr ähnliche Vorgänge, obwohl die zweite praktischer ist in dem Sinne, daß sie auch die gemeinsame embryologische Herkunft von Dura mater und Arachnoidea betont.
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