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I./4.2.: Symptomatik
Akuter myokardiale Infarkt ist eine akute Krankheit: beginnt plötzlich (aber nicht immer!) in der entscheidenden Mehrheit der Fälle. Nur in der Hälfte der Fälle tritt eine stabile Angina pectoris zwischen den Beschwerden der Patienten auf. Die Vorzeichen eines Infarktes (prodromale Symptomen) sind nicht häufig oder nicht typisch (thorakaler Dyskomfort, ungewöhnliche Müdigkeit, Depression). In typischem Fall ist das Hauptsymptom der plötzlich auftretende, starke, drückende, retrosternale Schmerz. Dieser Schmerz strahlt oft in den Rücken, den linken (in einigen Fällen in beide) Arm(e) oder Hals und Unterkiefer aus .Bei einem Hinterwandinfarkt (inferior infarctus) strahlt der Schmerz häufig in die epigastriale Region, und diese Lokalisation kann irreführend sein und oft eine Fehldiagnose führen (Verdacht einer gastro-intestinalen Krankheit, wie Reflux, Ulkuskrankheit, Gastroenteritis, Cholelithiasis). In einem nicht vernachlässigten Teil der Fälle kann der Schmerz komplett oder partiell fehlen (in höherem Lebensalter oder bei Diabetes, dankbar der autonomen diabetischen Neuropathie). Schmerz kann durch vegetativen Symptomen begleitet werden: Schwäche, Blässe, Übelkeit, Schwitzen, Brechreiz, Brechen oder Todesangst. Bei einer rechtzeitigen, erfolgreichen Reperfusionsbehandlung (im Fall von primärer perkutaner Koronarintervention), bei der Aufhebung der Koronarokklusion hört der Schmerz prompt, oft schon auf dem OP-Tisch, auf. Bei einem ausgedehnten Infarkt mit bedeutender, konsekutiver Funktionseinschränkung der linken Kammer oder der Auftreten mechanischer Komplikationen (z.B. Ruptur des mitralen Papillarmuskels) kann ein Atemnot (Dyspnoe), oder Orthopnoe auftreten.
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In dem schwersten Fall entfaltet sich ein kardiogener Schock systolischer Blutdruck fällt unter 100 mmHg (bei früheren Hypertonie fällt der systolischer Blutdruck parallel mit den Symptomen mit 30 mmHg), Blässe, periphere Kreislaufstörung, kälte Extremitäten, Oligurie, Störung des Selbstbewusstseins. Während der physikalischen Untersuchung lässt sich eine Tachykardie, Stauung über die Lungen (überall oder partiell) registrieren. Die (auf der physikalischen Untersuchung basierte) Klassifizierung der mit akuten myokardialen Infarkt assoziierten Herzinsuffizienz ist die Klassifizierung nach Killip (Stadium I: „trocken und warm“ : keine Stauung, warme Haut, keine Zeichen der Herzinsuffizienz; Stadium II: „feucht und warm“, Stauung über Lungenbasen; Stadium III: „trocken und kalt“, Stauung über die Gesamtlunge; Stadium IV: „feucht und kalt“, Stauung und kardiogener Schock.
Im Fall von mechanischen Komplikationen (Dysfunktion oder Ruptur der Papillarmuskulatur der Mitralklappe, 1. Abb.) erscheint ein lautstarkes holosystolisches Geräusch über der linken Kammer. Im Fall von einer Ruptur des interventrikulären Septums kann man auf beiden Seiten des Sternums das holosystolische Geräusch hören. Ruptur der freien Kammerwand resultiert in Perikardtamponade, einen Schock und einen Kreislaufzusammenbruch (2. Abb.). Exakte Diagnose lässt sich mit Hilfe der Echokardiografie aufstellen (3. Abb.). Im schwersten Fall ist das erste Symptom der plötzliche Tod (im schwerem Fall ist das letzte), insoweit tritt eine maligne Rhythmusstörung (durch akuten myokardialen Infarkt), meistens eine Kammerfibrillation, auf. Der zuerst Hinterwandinfarkt (inferior infarctus) resultiert in Bradykardie, Erregungsleitungsstörung, mit entsprechenden Symptomen, im schwersten Fall mit Kreislaufzusammenbruch; in schwächeren Fällen treten Schwindel, Schwächegefühl, Blässe, Verwirrtheit, (fedett tudat), auf. Im hohen Alter oder im Fall eines Diabetes mellitus können abweichende Symptomen auftreten, in erster Linie kann der thorakale Schmerz fehlen. Ausgesprochen typisch sind für das hohe Alter, neben das Fehlen des thorakalen Schmerzes, der Zusammenbruch der Kreislauf und Schwächegefühl. Wenn solche Symptome diagnostiziert sind, reicht es nicht, nur den Puls zu messen, sondern soll man EKG machen.
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