IV./1.3.: Die Zisternen

IV./1.3.1.: Grundbegriffe

Der Subarachnoidealraum ist nicht einheitlich.

fontos

Als (sub)arachnoideale Zisternen werden diejenigen Erweiterungen des Subarachnoidealraums bezeichnet, die an solchen Stellen zustandekommen, wo sich die an der Hirnoberfläche liegende Pia mater von der der Schädelinnenseite folgende Arachnoidea entfernt.

Der Subarachnoidealraum wird durch die Pia mater mit der Arachnoidea verbindende feine Trabekel und größere Septen gliedert. An den Septen gibt es zahlreiche Lücken, die die Liquorströmung und den Gefäß- und Nervenübertritt zwischen den Zisternen möglich machen. Die Arachnoidea, ähnlich der Dura mater, begleitet die Hirnnerven trichterartig beim Austritt vom intraduralen Raum.

Aufgrund ihrer Lage werden unter dem Kleinhirnzelt infratentoriale, über ihm supratentoriale Zisternen unterschieden. Die Zisternen in der Höhe des Tentoriums, um dem Mittelhirn werden auch als perimesencephale Zisternen erwähnt. Weitgehend spricht man über an die Schädelbasis grenzende basale Zisternen, und über der Hirnkonvexität liegende Konvexitäts- oder hemisphärische Zisternen.

IV./1.3.2.: Supratentorielle Zisternen

hierzu gehören die unpaarigen

ismétlés
  • 1) Cisterna corporis callosi,

  • 2) Cisterna laminae terminalis,

  • 3) Cisternae chiasmatis et

  • 4) Infundibuli,

  • 5) Csterna venae magnae cerebri (seu quadrigemina seu laminae tecti),

  • 6) Cisterna velum interpositum;

und die paarigen

  • 7) Cisterna olfactoria,

  • 8) Cisterna carotica,

  • 9) Cisterna fossae lateralis cerebri (Sylvii),

  • 10) Cisterna cruralis,

  • 11) Cisterna ambiens und

  • 12) die hemisphärischen Zisternen.

fontos

Die Cisterna carotica liegt direkt über dem Sinus cavernosus, die intradurale Strecke bzw. die Bifurkation der Arteria carotis interna (ACI) und die anfänglichen Teile der aus ihr entspringenden Arterien (A. ophtalmica, A. hypophysealis superior, A. communicans posterior, A. choroidea anterior, A. cerebri anterior et media) beinhaltend.

Vor- und medialwärts verkehrt sie mit der Cisterna chiasmatis, in der das Chiasma opticum, teils der Tractus et Nervus opticus, der Hypophysenstiel und die Fortsetzung der Arteria opthalmica ganz bis zum Sehnervenkanal zu finden sind. Von klinischer Bedeutung ist die Tatsache, daß die Zisterne erstmal einen Trichter dann eine Scheide formend den Sehnerv direkt in den Canalis nervi optici bis zur Papille (Papilla nervi optici) begleitet. Das macht es möglich bei Augenhintergrundspiegelung durch Untersuchung der Papille an die Liqourdruckverhältnisse der Schädelinnere zu schließen. Die Cisterna chiasmatis schließt rück- und unterwärts das Tuber cinereum und den Hypophysentiel um, und verbreitet sich oft durch das Diaphragma sellae in die Fossa hypophysealis. Deswegen wird in einigen Beschreibungen auch eine separate Cisterna infundibuli erwähnt.

Die Cisterna chiasmatis setzt sich aufwärts als Cisterna laminae terminalis fort. Ihre hintere Wand – gleichzeitig die vordere Wand des 3. Hirnventrikels – ist die Lamina terminalis, die die kraniale Fortsetzung des Chiasma opticums bildet. Hier befinden sich die zwei Arteriae cerebri anteriores und zwischen denen die Arteria communicans anterior, weitgehend zahlreiche aus diesen Gefäßen austretende perforante Arterien artéria und die Arteria recurrens Heubneri.

Die Fortsetzung der Cisterna chiasmatis vor- und aufwärts ist die in der Fissura longitudinalis cerebri zwischen den zwei Hirnhälften liegende Cisterna corporis callosi, die den Liquor unter der Falx cerebri rückwärts zum Splenium corporis callosi und zur Cisterna quadrigemina leitet. Beidseits grenzt sie an den Gyrus cinguli, und beinhaltet die postcommunicante Strecke der Arteria cerebri anterior und die Arteria pericallosa mit ihren Ästen.

Bei der Vereinigungsstelle der Cisterna chiasmatis, carotica, und laminae terminalis fängt die Cisterna olfactoria an. Dieses dünne subarachnoideale Kompartment liegt zwischen dem Gyrus rectus und den Gyri orbitales, und beeinhaltet den Tractus und Bulbus des Riechnerven (Nervus olfactorius) mit ihren begleitenden Gefäßen.

Lateral der Cisterna carotica gelingt man in die Cisterna fossae lateralis cerebri (Sylvii), die sich zwischen den frontalen und temporalen Lappen befindet, und direkt an die Hirnkonvexität führt. In der Tiefe der Cisterna findet man die von den vorigen Lappenanteilen und vom Operculum parietale bedeckte Insula. Hier befinden sich der Stamm der Arteria cerebri media (M1- Segment), und die von ihm abtretenden, die Insula schlingenartig umgehenden (Ansa insulae) größeren Stämme (M2-Segment) und derer Äste. Daneben ist hier das Venennetz auch besonders kräftig.

Die Cisterna carotica kommt hinten mit der kaudaler liegenden Cisterna cruralis und der kranialer Cisterna ambiens in Berührung. Die Cisterna cruralis grenzt medialwärts an die Cisterna interpeduncularis. In ihr befindet sich die Arteria choroidea anterior, die Arteria choroidea posterior medialis und die Vena basalis. Die Cisterna ambiens liegt mit der Cisterna cruralis und interpeduncularis benachbart lateral vom Mesencephalon. Kaudalwärts reicht sie bis zum Kleinhirn, lateral erreicht sie die mesiale Seite des Temporallappens. Diese Zisterne beinhaltet die postcommunicante Arteria cerebri posterior, die Fortsetzung der Vena basalis, die Arteria cerebelli superior und den Nervus trochlearis.

Die Cisterna venae magnae cerebri (seu quadrigemina seu laminae tecti, seu cisterna Galeni) liegt an der dorsalen Seite des Mittelhirns. Diese ist beidseits mit der Cisterna ambiens, vorne mit der Cisterna velum interpositum, vorne und oben mit der Cisterna corporis callosi  benachbart. Hinten und etwas kaudaler von ihr befindet sich das Tentorium und der Vermis cerebelli. In dieser Zisterne liegen die vier Colliculi des Mesencephalons, der Corpus pineale, der anfängliche Teil vom Nervus trochlearis, die Arteria cerebri posterior und die Arteria choroidea posterior medialis. Hier vereinigen sich die Venae basales und Venae cerebri internae zur Vena magna Galeni, die dann in den zwischen den Tentoriumblättern verlaufenden Sinus rectus mündet.

Die Cisterna velum interpositum liegt über der Lamina choroidea epithelialis ventriculi tertii, d.h. über dem eigentlichen Dach des dritten Ventrikels als eine Aussackung der Pia mater. Vorne reicht sie bis zu den Foramina Monroei, seitlich wird von den Thalami begrenzt. Über ihr liegt der Corpus callosum mit seinem Splenium und Truncus. Wichtigste Strukturen der Cisterne sind die Arteria choroidea posterior medialis und die Venae cerebri internae.

IV./1.3.3.: Die infratentoriellen Zisternen.

ismétlés

Hierzu gehört die unpaarige

  • 1) Cisterna interpeduncularis,

  • 2) Cisterna pontis mediana,

  • 3) Cisterna medullaris anterior,

  • 4) Cisterna magna seu cerebellomedullaris,

und die paarige

  • 5) Cisterna pontis lateralis,

  • 6) Cisterna medullaris lateralis,

  • 7) Cisterna cerebellaris superior.

fontos

Die Cisterna interpeduncularis wird aus posterosuperiorer bzw. lateraler Richtung vom Boden der Fossa interpeduncularis, nämlich der Substantia perforata posterior, weitgehend von den Corpora mammillaria und den Crura cerebralia begrenzt. Von der Cisterna chiasmatis wird sie durch eine ausgeprägte Arachnoideaduplikatur, die nach ihrem Beschreiber Lilliequist-Membrana gennant wird, abgetrennt. Die Cisterna interpeduncularis steht lateralwärts mit der Cisterna cruris und ambiens, vorne beidseits der Cisterna chiasmatis mit der Cisterna carotica in Verbindung. Hier befindet sich die Bifurkation der Arteria basilaris  mit den daraus entspringenden P1- Segmenten der Arteriae cerebri posteriores und den Aa. cerebelli superiores. Im oberen-lateralen Teil der Zisterne findet man beidseits die Nervi oculmotorii, zwischen denen die hinteren thalamoperforanten Arterien und die Arteria thalamogeniculata.

Die Cisterna pontis mediana oder prepontine Zisternewird von der vorigen durch ein weniger ausgeprägtes Arachnoideaseptum, die Membrana pontomesencephalica anterior abgetrennt, und grenzt beidseits an die Cisternae pontis laterales. Hier verläuft die längste Strecke der Arteria basilaris und entspringen die Arteriae cerebelli anteriores inferiores, sowie die Rami ad pontem. Laut der meisten Beschreibungen findet man auch den Nervus abducens hier.

Kaudaler folgt die Cisterna medullaris anterior (premedulläre Zisterne), die seitlich mit den Cisternae medullares laterales, kaudalwärts vor dem Rückenmark mit der Cisterna spinalis anterior in Verbindung steht. Die wichtigsten Strukturen sind hier die Arteriae spinales anteriores an der ventralen Seite des verlängerten Marks.

Die zwei Arteriae vertebrales, der anfängliche Teil der Arteria cerebelli posterior inferior, sowie der Nervus hypoglossus, der Nervus glossopharyngeus, vagus und accessorius aus dem Sulcus parolivaris medialis und lateralis austretend gehören zur Cisterna medullaris lateralis. Diese wird auch als Cisterna cerebellomedullaris lateralis oder untere cerebellopontine Zisterne erwähnt.

Die Cisterna pontis lateralis  umfasst den Kleinhirnbrückenwinkel und seine Strukturen. Sie ist mit der Cisterna ambiens, Cisterna pontis mediana und Cisterna medullaris lateralis benachbart. Aus posteromedialer Richtung wird sie vom Flocculus cerebelli, Pedunculus cerebellaris medius und von der anterolateralen Seite der Brücke begrenzt. Strukturen der Zisterne sind v.a. der Nervus trigeminus, facialis und vestibulocochlearis, die Arteria cerebelli anterior inferior und die Arteria labyrinthi. Der vorher erwähnte Nervus abducens liegt auch in dieser Zisterne, direkt an der lateralen Seite des Arachnoidalmembrans, das als Grenze zur Cisterna pontis mediana dient

Der Liquor cerebrospinalis des vierten Ventrikels wird durch die Apertura lateralis ventriculi quarti (Foramen Luschkae) in diese Zisterne drainiert. Mit dem Dach der Cisterna pontis lateralis steht eine nennswerte Vene, nämlich die Vena petrosa superior (Dandy-Vene) in topographisch wichtiger Beziehung, und leitet das Blut des Kleinhirnbrückenwinkels und des Mesencephalons direkt in den Sinus petrosus superior ab.

Die einzige dorsal liegende infratentorielle Cisterne ist die Cisterna cerebellomedullaris (dorsalis) seu magna. Sie liegt zwischen den hinteren Oberflächenanteilen der Hemisphäria cerebelli und dem Vermis, wobei die andere Benennung sich auf die Größe dieser Zisterne zurückzuführen läßt. Hier befinden sich die Tonsillae cerebelli, und wird gleichzeitig in die zwischen denen liegende Grube (Vallecula cerebelli) der Liquor des vierten Ventrikels durch die unpaarige Apertura mediana ventriculi quarti (Foramen Magendie) drainiert. Die wichtigste Gefäßstruktur der Zisterne ist die Arteria cerebelli posterior inferior mit ihrem lateralen tonsillohemisphärischen Ast bzw. ihrem medialen Ast zum Vermis.

Als letzte wird hier noch die Cisterna cerebellaris superior erwähnt, die über den Kleinhirnhemisphärien liegt, und als wichtigste Struktur die Arteria cerebelli superior und ihre Äste beinhaltet.

Utolsó módosítás: 2014. February 19., Wednesday, 10:51