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III./1.2.: Dura mater (die harte Hirnhaut)
III./1.2.1.: Die Blätter der Dura mater
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Unter dem Begriff Dura mater (seu Meninx fibrosa) versteht man keine einheitliche Hülle, sondern zwei miteinander verwachsene Blätter, die voneinander durch sorgfältige Präparation getrennt werden können. Das äußere Blatt kann nicht nur als faserreiche, harte Hülle des Gehirns, sondern auch als innere, endosteale Auskleidung des Schädels betrachtet werden (Endosteum, Endocranium). Demnach werden äußere Dura mater cranialis oder Endocranium und Dura mater cerebralis (seu encephali) unterschieden. Normalerweise ist die Dura im Kindesalter ziemlich dick und mit der Innenseite der Schädelknochen fest verwachsen, demgegenüber wird sie mit zunehmendem Alter wesentlich dünner und zerreißbar.
III./1.2.2.: Strukturen der Dura mater
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Die Dura mater spielt neben der Auskleidung des Schädelinneren auch in dessen Aufteilung in weitere Kompartmente eine besonders wichtige Rolle. Die zwei Hemisphären vom Großhirn werden durch die Duplikatur des Hirnsichels (Falx cerebri) voneinander getrennt. Die Falx cerebri fängt an der Crista galli und Crista frontalis an und zieht nach hinten zum Sinus rectus. Hier trennen sich die zwei Blätter und laufen leicht gebogen zum oberen Rand des rechten und linken Felsenbeins (Margo superior partis petrosae ossis temporalis) weiter. Somit erinnern diese zwei Blätter an Zeltdach, und bilden das sog. Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli) aus. Selbst das Tentorium bedeutet gleichzeitig eine unvollständige Trennung zwischen der mittleren und hinteren Schädelgrube, an ihm bleibt noch eine größere Öffnung (Incisura tentorii) fürs Durchlassen des Hirnstammes frei. Der Tentoriumrand setzt sich nach vorne als ein Ligament zum Processus clinoideus anterior fort, und wird hier Plica petroclinoidea anterior genannt.
Dieser schließt sich noch von medialer Richtung eine etwas kürzere Durafalte vom Processus clinoideus posterior an, die Plica petroclinoidea posterior. (Nennenswert ist der Treffpunkt der beiden Plicae als der gewöhnliche durale Austrittspunkt vom Nervus trochlearis.) Ähnlich der Falx cerebri entsteht auch in der hinteren Schädelgrube eine die Kleinhirnhemisphären voneinander trennende Duraduplikatur: die Falx cerebelli.
Betont werden soll die Tatsache, daß weder die Falx cerebri noch die Incisura tentorii mit den benachbarten Hirnstrukturen verwachsen sind, weswegen an diesen Stellen unter gewissen pathologischen Umständen (intrakranielle Drucksteigerung) zur Herniation einiger Hirnteile kommen kann.
III./1.2.3.: Weitere Strukturen der Dura mater
III./1.2.3.1.: Porus durales
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Die Blätter der Dura mater kleiden die drei Schädelgruben (Fossa cranii anterior, media und posterior) der inneren Schädelbasis vollständig aus, „begleiten” die vom Schädel austretenden Strukturen in deren Gefäß- und Nervenkanälen einen Duratrichter formend in die benachbarten Regionen von Kopf und Hals, und wandeln sich in deren bindegewebigen Umhüllung um. Diese „Duraöffnungen” werden Porus duralis genannt.
III./1.2.3.2.: Venöse Blutleiter
An manchen Stellen, wo die zwei Durablätter sich voneinander trennen, entstehen mit Endothel ausgekleidete sog. venöse Blutleiter, die Sinus durae matris. Die Venen aus den tiefen Hirnregionen bzw. von der Hirnoberfläche den Subarachnoidal- und Subduralraum überbrückend münden in diese Blutleiter ein. Letzendlich wird das Blut aus der Schädelinnere durch diese Blutleiter in die extrakraniellen Venen drainiert.
(i) Der Sinus sagittalis superior begleitet die Sutura sagittalis der ganzen Falx cerebri entlang, und mündet an der Grenze der hinteren Schädelgrube von oben in den (ii) Confluens sinuum ein. Beidseits von diesem fängt der (iii) Sinus transversus an, der sich am Warzenfortzsatz und der Felsenbeinpyramide des Schläfenbeins als (iv) Sinus sigmoideus fortsetzt. Das Blut strömt dann in die Bulbus venae jugularis weiter. Von unten mündet in den Confluens der (v) Sinus occipitalis ein, weswegen der vorige kreuzförmig erscheint, und sein knöcherner Abdruck (Protuberantia occipitalis interna seu „Torcular Herophili”) früher auch Eminentia cruciata genannt wurde.
Vorne nimmt der Confluens auch den (vi) Sinus sagittalis inferior vom unteren Rand der Falx cerebri durch Vermittlung des (vii) Sinus rectus auf. Das Blut der beiden Venae cerebri basales (Rosenthal) und Venae cerebri internae wird durch die Vena magna cerebri (Galeni) ebenso in den Confluens drainiert. Der oberen und unteren Kante der Hinterseite der Felsenbeinpyramide entsprechend entsteht je ein (viii-ix) Sinus petrosus superior et inferior. Der Sinus petrosus superior verläuft gleichzeitig dem Ansatz des Tentorium cerebelli entlang. Diese drainieren das Blut vom (x) Sinus cavernosus und dadurch auch vom (xi) Sinus sphenoparietalis des kleinen Keilbeinflügels, weitgehend vom in der Duraduplikatur des Clivus liegenden (xii) Plexus basilaris entweder in den Zusammenfluß vom Sinus sigmoideus und transversus, oder zu dem vom Sinus sigmoideus und Bulbus venae jugularis.
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Unter den erwähnten venösen Blutleitern hat der Sinus cavernosus den meist zusammengesetzten Aufbau. Wie jeder Sinus, entspricht dieser auch einer mit Endothel ausgekleideten Duraduplikatur. Der Sinus cavernosus befindet sich auf den beiden Seiten des Keilbeinkörpers und des türkischen Sattels (Sella turcica). Das Dach vom Sinus wird von den Plicae petroclinoideae und dem Diaphragma sellae gebildet, vorne und hinten kommunizieren die beiden Seiten durch die Sinus intercavernosi. Im Lumen des Sinus cavernosus findet man den intrakavernösen Teil der Arteria carotis interna (ACI) mit ihren kleinen Ästen und dem sympathischen Nervengeflecht an ihrer Oberfläche. Weitgehend kommen hier noch sog. durale Trabekel und bei manchen Leuten auch ein wenig Fettgewebe vor.
Im hinteren Teil des Sinus tritt unter dem größten Trabekel (Dorello-Kanal) der Nervus abducens ein, und verläuft im Weiteren an der lateralen Seite der ACI. Die mediale Sinuswand grenzt an die Hypophyse. In der lateralen Wand, nämlich in die Dura eingebettet, verläuft der hinten am Dach des Sinus eingetretene Nervus oculomotorius (n. III.), und der beim Zusammentreffen der Plicae petroclinoideae durchtretende Nervus trochlearis . Im vorderen Teil der lateralen Wand kreuzen diese Nerven.
Unter diesen zieht der Nervus ophtalmicus als erter Ast vom Nervus trigeminus (n. V.) und an einer kurzen Strecke darunter der zweite Ast, nämlich der Nervus maxillaris. Beide kommen aus dem Cavum trigeminale Meckeli. Das Cavum ist eine hinten mit dem Sinus cavernosus benachbarte Duraduplikatur, in der ein enger Spaltraum fürs Ganglion trigeminale seu semilunare (Gasser) freibleibt. Der Eingang des Cavums liegt zwischen der mittleren und hinteren Schädelgrube und wird Porus duralis nervi trigemini genannt. Die erwähnten Hirnnerven – mit Ausnahme des Nervus maxillaris - verlassen den Sinus cavernosus durch die Fissura orbitalis superior, soweit der Nervus maxillaris durch das Foramen rotundum weiterläuft. Durch die in der Fissura liegende Vena ophtalmica superior wird das venöse Blut der Augenhöhle in den Sinus cavernosus drainiert.
III./1.2.3.3.: Die kortikalen Venen
Hier werden noch einige, auch bei neurochirurgischen Engriffen bedeutenden kortikalen Venen erwähnt. Die Vena petrosa superior drainiert das Blut vom Kleinhirnbrückenwinkel und vom Mesencephalon in den Sinus petrosus superior. Im Allgemeinen mündet sie hinter dem Nervus trigeminus in den Sinus petrosus superior ein. Dieses Gefäß ist auch unter der Benennung Dandy-Vene bekannt. Die Vena anastomotica superior seu magna (Trolard) leitet die größere Menge vom venösen Blut von der über der Fissura lateralis cerebri liegenden Hirnkonvexität in den Sinus sagittalis superior. Die Vena anastomotica inferior seu parva (Labbè) drainiert das Blut unterhalb der Fissura lateralis aus den temporalen und okzipitalen Venen in den Sinus transversus bzw. in den Zusammenfluß vom Sinus transversus und sigmoideus.
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